Alte Bäume und Totholz – ein vielfältiger Lebensraum

In unseren intensiv bewirtschafteten Wäldern fehlen weitgehend die natürlichen Alterungs- und Zerfallsphasen. Der Forst erntet regelmäßig Bäume, bevor sie das Zerfallstadium erreichen. Kaum ein Baum wird deshalb mehr als 100 Jahre alt.

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Wo Bäume absterben, entstehen Lücken im Kronendach. Dadurch gelangen mehr Licht und Feuchtigkeit auf den Boden. Sobald das Totholz auf dem Boden liegt, verstärkt sich dessen Zersetzung. Der Boden wird mit Kohlenstoff und Nährstoffen angereichert. Diese Elemente spielen eine wichtige Rolle in der Humusbildung und helfen mit, das Bodenmikroklima zu verbessern.
Die Artenvielfalt, die abhängig ist von langsam sich zersetzendem Holz, ist einzigartig.
Für die Verwirklichung dieses mittlerweile seltenen Lebensraums mit seinen Tausenden von totholzabhängigen Organismen wie Insekten, Pilze, Moose, Vögel oder Fledermäuse erarbeitete die INI ein sogenanntes „Waldkonzept“. An dieser vier Jahre dauernden Ausarbeitung beteiligten sich Vertreter der INI (Herbert König, Waltraud Godbarsen), des Gemeinderates (Bertold Leuchtner, Karlheinz Schäfer, Manfred Weber), Mitglieder des Umweltausschusses (Hermann Gress, Helmut Schäfer) und des Forstes (Norbert Kelm, Heinz Wicht). Dieser „Wald-Arbeitskreis“ einigte sich nach teilweise kontrovers geführten Diskussionen darauf, dem Gemeinderat vorzuschlagen, eine kleine Fläche von 5 % des Iffezheimer Gemeindewaldes als Sonderfläche auszuweisen, die sich selbst überlassen bleiben darf. Ziel ist zumindest die naturnahe Waldbewirtschaftung, die auch die Bedürfnisse der Iffezheimer Selbstwerber berücksichtigt. Dabei sollen ökologische Ziele mit betriebswirtschaftlichen Anforderungen in Einklang gebracht werden. Es geht nicht um den Umbau des Wirtschaftswaldes in einen Urwald, sondern um die Integration von Urwaldelementen wie Tot- und Altholzanteil.
Der Gemeinderat hat in seiner Sitzung am 14.02.2005 dem Konzept der INI zugestimmt, wonach 5 % des Iffezheimer Waldes seiner natürlichen Entwicklung überlassen und somit Altholzbestände dauerhaft ermöglicht werden sollen.

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Wenn Totholz im Wald nicht entfernt wird, stößt dies bei der Bevölkerung oft auf Unverständnis.
Viele haben Schwierigkeiten, sich einen „unaufgeräumten Wald“ als den naturgegebenen Normalfall eines Waldes vorzustellen. Die Waldlebenszyklen von Werden und Vergehen spielen sich hier dicht an dicht ab und die dadurch entstehenden Lebensgemeinschaften gewährleisten eine hohe Waldstabilität.

(links:) Tote Bäume für mehr Leben. Abgestorbene Bäume (Totholz) im Oberwald.
Ungestört von menschlichen Eingriffen kann sich Natur entfalten. Im und von Totholz leben ca. 1000 Käfer-, 54 Wildbienen- und 30 Vogelarten.

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Hirschkäfer auf dem Weg zu einer alten Eiche.